Studien zum Homeoffice-Boom bestätigen Notwendigkeit neuer arbeitsrechtlicher Bestimmungen
Wie wird es im ‚Corona-Herbst‘ in den deutschen Büros weitergehen? Wie hat sich das Arbeiten Zuhause für Arbeitnehmer, Arbeitgeber und Familie entwickelt, welche Erfahrungen wurden gemacht? In der Zwischenzeit liegen interessante Ergebnisse repräsentativer Studien mit unterschiedlichster Fragestellung vor, die detaillierte Aussagen über das private und berufliche Leben in Deutschland während der Pandemie geben können.
Die umfangreiche Mannheimer Corona-Studie der Universität Mannheim zur Erwerbstätigkeit begann bereits am 20. März 2020 und befragte täglich durchschnittlich 484. Sie erhob unter anderem Daten zum Anteil der Beschäftigten im Homeoffice und die Zusammenhänge zum Ausbildungsniveau sowie branchenspezifische Ausprägungen. Es zeigte sich, dass ein Viertel der Befragten im Homeoffice arbeiteten und hier eindeutig die Mehrzahl der Personen mit hohem Bildungsgrad und überdurchschnittlicher Vergütung. Arbeitnehmer der Branchen Versicherung, IT und Kommunikation, Banken sind hier besonders stark vertreten. Diese arbeiteten jedoch bereits vor der Krise – wenn auch in geringerem Maße – überdurchschnittlich häufig im Homeoffice, so die Erhebungen des Statistischen Bundesamtes in 2019. Insgesamt arbeiteten mit Beginn der Coronakrise doppelt so viele Arbeitnehmer im Homeoffice als vor der Krise.
Die repräsentative DAK Studie basiert auf der Befragung von 7.000 Beschäftigten. Sie kam zu dem Ergebnis, dass die Arbeit im Homeoffice während der Corona-Krise zu deutlich positiven Effekten geführt hat:
Weniger Stress, mehr Zeit für die Familie und höhere Produktivität. Das Zuhausearbeiten bewirkt also nicht nur eine Minimierung der Ansteckungsgefahr mit dem Virus, sondern trägt darüber hinaus auch noch zu seelischer Gesundheit bei. Allerdings fehlte auch einer Mehrheit der Befragten zwischen 18- und 29-Jährigen die Trennung zwischen Beruf und Privatleben und dreiviertel der Befragten der Kontakt zu den Kollegen. Dennoch: 76,9 Prozent der befragten Arbeitnehmer, die erstmalig während der Corona-Krise regelmäßig Zuhause arbeiten, möchten diese Arbeitsform auch zukünftig ganz oder teilweise beibehalten. Dem Gesundheitssystem dürfte dieser Trend entgegenkommen. Und so manchem Arbeitgeber auch. Es wird sich erst zeigen, wie zukünftig Unternehmen und Arbeitnehmer zum Thema Homeoffice contra Arbeitsplatz im Büro stehen werden und wie die rechtlichen Rahmenbedingungen für die Arbeit im Homeoffice gesetzt werden.
Eines steht wohl bereits fest: Arbeitgeber werden Ihre Mitarbeiter nicht zur Arbeit im Homeoffice verpflichten können. Ein Urteil des Landesarbeitsgericht Berlin-Brandenburg entschied bereits in 2018, dass der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer nicht allein aufgrund seines Weisungsrechts Telearbeit im Homeoffice zuweisen darf. Die Weigerung des Arbeitnehmers darf kein Kündigungsgrund sein.
Homeoffice oder Präsenz am Arbeitsplatz im Büro – es bleibt spannend.